Dessau-Roßlau - 09.07.2013
Delegationsbesuch
Die Gäste aus Rehoboth nahmen unter anderem an der Fest-Veranstaltung für das Gropoius-Gymnasium teil.
(BILD: SEBASTIAN) Von thomas schaarschmidt
Inmitten des Stadtfestes „Dessau 800“ sieht sich eine Delegation aus Namibia in der Region um - und hofft in der Zukunft auf Unterstützung aus Deutschland. Das Programm für das Quartett aus Namibia war dicht und abwechslungsreich: Kunst, Kultur, Besichtigungen von Unternehmen, Gedankenaustausche.
dessau/MZ. Das beeindruckendste Erlebnis? W.I. Swarts spricht leise, aber jedes einzelne Wort ist mit Bedacht und Bewunderung gewählt. „Ich habe viele wunderschöne Dinge hier in Dessau erlebt und gesehen“, sagt der Mann aus Namibia, „aber am meisten werde ich mich an dieses Haus erinnern. Ein klassisch schöner, zeitloser Bau, der die Generationen überdauern wird, diese Villa.“ Und ja, vielleicht werde er sie eines Tages in seiner Heimat nachbauen. „Der neue Krötenhof in Rehoboth“, lächelt Swarts, „klingt doch nicht schlecht.“
Es sind nicht wenige Besucher in den vergangenen Tagen in Dessau-Roßlau gewesen. Das gut frequentierte Stadtfest zum 800. Geburtstag der Mulde- und Elbestadt zog neben tausenden Einheimischen auch zahlreiche Auswärtige an. Den mit Sicherheit längsten Anreiseweg aber hatte eine vierköpfige Delegation aus Namibia. Insgesamt sechs Tage hat diese auf Einladung von Oberbürgermeister Klemens Koschig in der Region verbracht - es war die Fortsetzung einer vor drei Jahren begonnenen Partnerschaft.
Das Programm für das Quartett war dicht und abwechslungsreich: Kunst, Kultur, Besichtigungen von Unternehmen, Gedankenaustausche. Und natürlich tauchten die Gäste mitten hinein in die Jubiläumsfeierlichkeiten des vergangenen Wochenendes. „Wir haben uns geehrt gefühlt, Teil dieses Festes gewesen zu sein“, meinte Theodor Jankowski.
Darüber hinaus sei es ungemein interessant gewesen, Dessau und die Art, wie es seine Wirtschaft organisiere, seine Infrastruktur aufstelle und meistere, oder wie es ganz allgemein lebe und fühle, kennenzulernen. „Hier gibt es überall gut ausgebaute Straßen, Radwege, Eisenbahntrassen, schöne Parkanlagen“, so Jankowski weiter. „Doch während das für die Menschen hier in Dessau eine Normalität ist, fehlt uns all das daheim in Rehoboth.“ Der Weg dorthin mag lang sein, mit dem Besuch in Dessau aber habe man den ersten Schritt in die Zukunft gemacht. „Wenn man daheim davon erzählen kann, es selbst gesehen hat, dann verändert es schon etwas“, sagte Emmanuel Feix.
„Ich glaube, unsere Besucher haben viele Impressionen, Ideen und Inspiration gesammelt“, meinte auch Namibias Honorarkonsul Burchhard Führer, „und es ist schön zu spüren, dass das Image von Dessau weltweit eigentlich viel besser ist, als manch einer das hier leider immer behauptet.“
Auch deshalb solle die Partnerschaft zwischen beiden Städten weiter intensiviert werden. „Wir wünschen uns einen Wissenstransfer“, sagte Theodor Jankowski und betont noch einmal, worum es nicht geht: Geld. „Wir wollen nicht den Fisch geschenkt haben“, sagt der Namibier, „sondern Hilfe und Unterstützung, wie man ihn fängt.“
Dies betreffe besonders Fragen des Aufbaus der Infrastruktur, der Energiewirtschaft oder der Förderung von Bodenschätzen in und um Rehoboth. „Wir denken an Fachleute aus diesen Bereichen, die vielleicht nach Rehoboth kommen, uns unterstützen und ausbilden, uns ihr Know-how zur Verfügung stellen.“ Das Ziel aller Beteiligten sei eine neue Art des Denkens, eine wirtschaftliche und politische Stabilität, die der jungen Generation in Rehoboth eine Zukunft verspreche. Das könnte übrigens durchaus auch für Dessau gelten.