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Die Welt, 23.04.13

Windhoek Lager

Eines der besten Biere der Welt kommt aus Namibia

Vor 497 Jahren wurde in Deutschland das Reinheitsgebot proklamiert. In Namibia, der einstigen deutschen Kolonie, weiß jeder, was das ist. Besonders die, die das Windhoek Lager herstellen. Von

Abendstimmung in einer Lodge in Namibia: Tafel Lager und Windhoek Lager dürfen nicht fehlen

Foto: Philip Jürgens Abendstimmung in einer Lodge in Namibia: Tafel Lager und Windhoek Lager dürfen nicht fehlen

Reinheitsgebot ist das bekannteste deutsche Wort Namibias. Heute hat dieses erste Lebensmittelgesetz der Welt Geburtstag. Und ausgerechnet im fernen Afrika wird das regelrecht zelebriert. In der einstigen deutschen Kolonie Deutsch-Südwestafrika brauen sie danach eines der besten Biere der Welt: Windhoek Lager, benannt nach der Hauptstadt von Namibia.

Braumeister Christian Müller – deutschstämmiger Weißafrikaner – hakt bei dem Thema sofort ein: "Natürlich brauen wir nach dem Reinheitsgebot!", sagt er entschieden. Deutsches Bier gehöre unverrückbar zur Kultur Namibias. Sein Stolz kommt nicht von ungefähr: Beim Bierwettbewerb der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft (DLG) hat Windhoek Lager seit 2005 bereits acht Goldmedaillen abgeräumt.

In Deutschland selbst ist Windhoek Lager allerdings eher den Bierenthusiasten bekannt. Aber das Bier hat sich auch in Europa eine feste Fangemeinde erarbeitet, und das nicht nur, weil das afrikanisch-deutsche Lager-Bier ein Kuriosum ist. "Beim Bier entscheidet einzig der Geschmack über den Erfolg", sagt Müller.

Tag des Bieres in ganz Namibia bekannt

Der heutige "Tag des Deutschen Bieres" ist für ihn ein bisschen wie ein Geburtstag. Am 23. April 1516 hat Herzog Wilhelm IV. das Reinheitsgebot proklamiert. "Jeder Namibier weiß, was das ist", sagt Müller.

Und die Afrikaner nehmen das sehr genau. Streng werden die Prozesse überwacht, im Kontrollstand sitzen Brauerei-Mitarbeiter an Flachbildschirmen und beobachten die Produktion. Müller läuft gerne durch die Hallen, wo in großen Stahltanks und durch wuchtige Rohre das Bier fließt, beziehungsweise das, was später zum Bier werden soll.

Im Wüstenstaat Namibia gilt meist: Was aus Deutschland kommt, ist Qualität. 214 Millionen Liter Bier verlassen pro Jahr die Namibia Breweries Limited (NBL) in Windhoek, zu der auch das beliebte Tafel Lager gehört.

Auf internationalem Expansionskurs

Zudem werden bekannte Marken wie Heineken oder Guinness in Lizenz gebraut oder vermarktet. Für den alljährlichen deutsch-namibischen Karneval wird eigens ein Bier gebraut, das der Elferrat dann in voller Tracht in der Brauerei verkostet.

Derzeit werden rund 60 Prozent der Produktion nach Südafrika und mehr als 20 weitere Länder weltweit exportiert. Das Unternehmen ist auf internationalem Expansionskurs. 20.000 fertige Flaschen Windhoek Lager entstehen pro Stunde, vier Schichten von Mitarbeitern wechseln sich ab.

Nach Feierabend trifft man sich im "Felsenkeller" auf dem Brauereigelände. Dort gibt es dann frisch gezapftes Feierabend-Bier. "Prost", ruft Müller vergnügt und stößt mit zwei Angestellten an. Dieses Wort kennen sie hier in Namibia, bei allem Ernst des Brauens nach dem Reinheitsgebot, selbstverständlich auch.

"Welt"-Autor Sebastian Geisler hat eine Zeit lang in Namibia gelebt und berichtet seitdem regelmäßig von dort auf seinem Blog.
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