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Martinus-Gymnasium in Linz
Partnerschule aus Namibia ist zu Besuch

LINZ.  Daheim, in Namibia, wäre es jetzt um die 40 Grad und damit viel zu heiß, um zu lernen. In Linz ist das an diesem Nachmittag anders, es regnet. Emilie Kalomoh schaut wohlwollend aus der Eingangshalle des Martinus-Gymnasiums (MGL) hinaus und schwärmt: "Ich liebe diesen Regen."

Grillen für die Gäste aus Namibia: Das Martinus-Gymnasium hat Besuch aus Afrika. Foto: Frank Homann

Um ein weltoffener Mensch zu werden, braucht es mehr als nur eine Perspektive. Für die Linzer Gymnasiasten kommt seit vergangenem Donnerstag eine hinzu: Eine siebenköpfige Delegation ihrer namibischen Partnerschule Shambyu Combined School ist erstmals für zwei Wochen zu Besuch in der Rheinstadt.

Mehr als 10.000 Kilometer trennen Linz von Rundu, einer armen Stadt im Norden des afrikanischen Landes. Wo manches Schulkind zwei Stunden durch die heiße Steppe marschieren muss, um am Unterricht teilzunehmen. Wo die 650 Schüler und 23 Lehrer morgens um sieben Uhr zunächst die Nationalhymne und anschließend die Schulhymne singen.

Wo es kein fließendes Wasser und keine Elektrizität gibt. Wo es mittags Hirsebrei zu essen gibt, und wo die Schulleiterin Emilie Kalomoh heißt. Ihr Resümee der ersten Woche überrascht angesichts dieser enormen Unterschiede: "Ich dachte, wir kommen in eine andere Welt. Doch jetzt, wo wir uns näher gekommen sind, kann ich sagen: Wir sind uns alle so gleich."

Es liegt vier Jahre zurück, als das Linzer Martinus-Gymnasium mit der Schule in Namibia ein Bündnis schloss. Rita Kurth, inzwischen Vorsitzende des Vereins "Deutsch-Namibische Schulpartnerschaft", brachte den Stein ins Rollen: Sie erzählte ihrer Freundin Claudia Herzog, Lehrerin am Linzer Gymnasium, von der namibischen Schule. Fortan schickten sich die achten Klassen beider Schulen zwei Mal im Jahr Briefe und Videobotschaften, gründeten eine Namibia-Arbeitsgemeinschaft, organisierten einen Spendenlauf, sammelten mit einem Tanzkurz und verschiedenen Aktionstagen rund 5000 Euro. Mit diesem Geld kauften sie der Shambyu School Mathebücher, Matratzen, PCs und stifteten einen Internetanschluss. Nun können die Schüler untereinander per E-Mail kommunizieren.

"Jeder, der bei uns Abitur macht, hat mindestens ein Mal Kontakt mit einem Namibier", sagt Projektleiterin Claudia Herzog. Nur zu einem persönlichen Treffen kam es bislang nicht. Weil die Flüge zu teuer sind, kamen zunächst keine Schüler, sondern Schulleiterin Emilie Kalomoh, ihr Mann und fünf weitere Lehrer nach Linz. "Für uns steht die persönliche Begegnung im Mittelpunkt. Unsere Schüler können über die Sprache Englisch in einen anderen Kulturkreis eintauchen."

Es ist ein Besuch, von dem alle profitieren. Die namibische Delegation lernt in den zwei Wochen nicht nur die Schule, sondern auch die gesamte Region kennen: den Drachenfels ("Wow, ist das grün hier!"), den Kölner Dom und den Rhein ("Solch große Flüsse kennen wir gar nicht"), zudem noch Bonn und das Kasbachtal. Stets werden sie von Lehrern des Martinus-Gymnasiums begleitet. "Es ist beeindruckend, wie hilfsbereit die Kollegen sind. Selbst am Sonntag ziehen sie mit unseren Gästen los", schwärmt Herzog.

Am Dienstag stand zunächst ein gemeinsames Grillfest auf dem Plan. Im Anschluss empfing Hans-Günter Fischer, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Linz, die Delegation. "Die Welt ist durch das Internet und die wachsende Mobilität kleiner geworden. Wir leben in einem globalen Dorf. Doch es darf keine virtuelle Welt bleiben", lobte Fischer die persönliche Entwicklung der Partnerschaft, die von der Verbandsgemeinde Linz mit 1000 Euro unterstützt wird.

Am kommenden Montag endet der Besuch mit einem bunten Abschiedsabend. Danach geht es für die Delegation zurück nach Namibia - mit einer Menge neuer Perspektiven und dem entfernten Ziel im Gepäck, schon bald eine deutsche Delegation in Namibia begrüßen zu dürfen.
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