Westfälische Nachrichten, Fr. 24.05.2013
Elizabeth von François wird in Ev. Kirchengemeinde eingeführt „Schnuppertour“ endet Sonntag
Pfarrerin Elizabeth von François in der evangelischen Stadtkirche. Am Sonntag wird die Seelsorgerin aus Namibia offiziell in ihren Dienst als Austausch-Pfarrerin eingeführt. Foto: Michael Baar
Lengerich - Sie kommt mit ihrer Familie aus dem südafrikanischen Namibia: Elizabeth von François. Am Sonntag wird die 55-Jährige aus Austausch-Pfarrerin in die evangelische Kirchengemeinde Lengerich eingeführt. Nach dem Gottesdienst gibt es einen Empfang im Martin-Luther-Haus.
Von Michael Baar
Elizabeth von François hat klare Vorstellungen von ihrer Arbeit in der evangelischen Kirchengemeinde Lengerich: „Ich möchte Verantwortung tragen, eingebunden sein und setze auf eine transparente Zusammenarbeit.“ Damit läuft sie bei Sigrid Holtgrave offene Türen ein: „Ich freue mich auf viele Impulse“, sagt die Lengericher Pfarrerin.
Die Freudentränen, als Elizabeth von François erfahren hat, dass sie aus ihrer Heimat Namibia nach Deutschland kommt, sind getrocknet. „Ich hatte nicht daran geglaubt“, bekennt die 55-Jährige mit leiser Stimme. Am Sonntag ist sie auch offiziell angekommen, wenn sie in die Austausch-Pfarrstelle eingeführt wird.
Seit August vergangenen Jahres ist sie mit ihrem Mann Arnold und den beiden Kindern Revaldo und Aleesha in Deutschland. Die Familie wohnt in Bochum, besucht dort den Sprachkurs. Dass sich die zweifache Mutter intensiv bemüht hat, wird im Gespräch deutlich. In kurzer Zeit hat sie den B1-Abschluss erworben.
Schon bei der Ankunft in Deutschland ist die Familie begrüßt worden. „Wir haben hier einen Freundeskreis gegründet, sind dann mit Kaffee und Kuchen losgefahren“, lacht Sigrid Holtgrave beim Blick zurück. Von Bochum ist die Familie immer wieder nach Lengerich geholt worden. Der Krippenmarkt ist Elizabeth von François in besonderer Erinnerung geblieben. Und der erste Schnee.
„Das Grün, die Landschaft und die hohen Bäume“ gefallen der aus Windhuk kommenden Pfarrerin besonders in ihrer Wahlheimat. Gemeinsamkeiten gibt es – natürlich – auch in der täglichen Arbeit. Der Herausforderung, eine neue Sprache zu lernen, hat sie sich ohne zögern gestellt.
Wo gibt es Unterschiede? Die Gottesdienste an der Ostküste des Atlantiks dauern länger als in Deutschland. „Das können schnell schon mal drei Stunden werden“, lacht die 55-Jährige und nennt einen plausiblen Grund: „Wir haben viele Chöre in der Gemeinde. Wenn dann fünf im Gottesdienst mitmachen wollen, sollen sie das auch.“ Die Besucher beschränken sich nicht aufs zuhören, „da wird auch schon mal mitgetanzt“, strahlt sie.
Diese Lebendigkeit könnte sich Sigrid Holtgrave als einen Impuls vorstellen, den ihre Kollegin vermittelt. Noch ist der Gast auf „Schnuppertour“, schaut, was in der Kirchengemeinde läuft, wo sie sich einbringen kann.
Die Familie fühlt sich wohl, versichert Elizabeth von François. Ihr Mann versorge den Haushalt, die Kinder besuchen die Schule, waren schon mit auf Klassenfahrt. „Ich bin erstaunt, wie schnell sie Deutsch gelernt haben“, sagt sie. In ihrer Stimme schwingt viel Respekt mit.
Heute wird die Familie feiern. Tochter Aleesha wird zwölf Jahre jung. Am Sonntag steht dann die Mama im Mittelpunkt. Danach kehrt der Alltag ein – für mindestens drei Jahre. So lange läuft der Austausch mindestens.